Das Phantom im Schokoladen-Museum by Wolf Stefan

Das Phantom im Schokoladen-Museum by Wolf Stefan

Autor:Wolf, Stefan [Wolf, Stefan]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Der Hagere glotzte nach vorn. Argwöhnisch schien er die Kasse zu beobachten.

Der hat mich nicht bemerkt, dachte Klößchen. Aber jetzt, du Saukerl, läutet die Glocke der Vergeltung. Meine Uhr hast du mir geraubt. Für dich und Tippgen, falls er der Komplize ist, gibt’s kein Erbarmen.

Unaufhaltsam kroch die Menschenschlange vorwärts.

Klößchen verharrte hinter der Säule.

Endlich stand der Hagere an der Kasse. Er beugte sich zum Sprechfenster, redete, war nicht angetan von dem Platzangebot, nahm aber doch eine Karte.

Als er sich umdrehte, zuckte Klößchen hinter die Säule zurück.

Der Hagere schob ab, den sehnigen Truthahnhals gereckt, schritt aus, hielt aber die Arme steif und angewinkelt am Körper, folgte der Plautzinger Straße, die im Moment wenig belebt war.

Auf langen Abschnitten bot sich keine Deckung. Aber Klößchen verfolgte den Typ.

Der Kerl schritt zielstrebig, wackelte jetzt mit den angewinkelten Armen wie ein Sportgeher, schwenkte in eine Seitenstraße, bog abermals ab: in eine Gasse. Sie wurde auf beiden Seiten von Gärten bedrängt, hatte kaum genug Platz, eine Gasse zu sein, wäre um Meterbreite nur ein Fußweg geworden.

Apfelbäume streckten von links und rechts ihre Zweige herüber, als wollten sie sich mit Handschlag begrüßen.

An einer Stelle musste sich der Hagere unter den Ästen durchbücken.

Hatte er sich umgeblickt — eben? Hatte er über die Schulter gelinst?

Klößchen blieb stehen.

Nein, der Hagere ging weiter.

Sein Ziel war das letzte Haus links am Ende der Witzhold-Straße. Der Hagere verschwand hinter einer Hecke.

Langsam ging Klößchen näher. Er äugte. Die Hecke war übermannshoch und dicht wie eine Mauer. Wer dort wohnte, wollte sich offensichtlich abschirmen — jedenfalls keinem die Möglichkeit geben, ihm in die Suppe zu spucken.

Das Tor zur Einfahrt war geschlossen. Zwei Meter dahinter stand eine Wellblech-Garage. Ebenfalls geschlossen.

Das Haus war klein und alt genug, um Schwamm in den Mauern zu haben. Nichts rührte sich.

Und nirgendwo ein Namensschild, dachte Klößchen. Aber ich kriege raus, wer du bist.

Er lief an der Hecke entlang. Auf der Rückseite des Grundstücks fand er eine durchlässige Stelle. Er quetschte sich zwischen die nadeligen Zweige, wand sich durch, stand dann hinter Büschen und blickte über den verwilderten Garten. Kein Hund schlug an. Nur ein paar Wespen flogen einen Scheinangriff.

Geduckt schlich der Schoko-Fan zur Rückfront des Hauses. Es würde aufschlussreich sein, einen Blick in die Fenster zu werfen. Aber auf dieser Seite hatte er kein Glück. Vorhänge und dichte Gardinen verwehrten den Einblick.

Klößchen pirschte zur Hausecke.

Heuduft kitzelte ihn in der Nase. Beinahe hätte er geniest.

Als er dann um die Ecke bog, prallte er gegen den Hageren.



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